Georgischer Wein

Mit einer 7000-jährigen Weinbautradition gilt Georgien als Wiege des Rebanbaus. Doch auf dem Weltmarkt spielten die exotischen Sorten aus dem kleinen Land am Schwarzen Meer lange keine Rolle, auch weil Russland stets verlässlicher Abnehmer war. Doch seit 2006 ist die russische Grenze dicht für Waren aus Georgien, Moskau hat aufgrund politischer Spannungen ein Wirtschaftsembargo verhängt.

Ausgelassene Stimmung in einem der vielen neuen Restaurants der georgischen Hauptstadt Tiflis. Die Georgier waren schon in der Sowjetunion bekannt für gutes Essen, poetische Trinksprüche, vor allem aber für ihren guten Wein. Viele der roten und weißen Tropfen, die an diesem Abend ausgeschenkt werden, stammen vom größten Weingut des Landes, Teliani Valley in der Weinprovinz Kachetien östlich von Tiflis.

Eine Million Flaschen Rot- und Weißwein haben dort 2006 die Abfüllanlagen verlassen, für das laufende Jahr erwartet das Weingut 1,5 Millionen Flaschen. Die Teliani-Weine haben in Georgien einen Marktanteil von 50 Prozent, vier von fünf Flaschen gehen aber nach wie vor ins Ausland – rotz des russischen Embargos. Die Ukraine, USA und Japan sind heute Hauptabnehmer. Jetzt haben die Manager des Weinguts die EU im Blick, erzählt Chef-Önologe Georgi Takischwili:

„Zunächst einmal haben wir, was das Mikroklima angeht, hier in Georgien ideale Bedingungen für den Anbau von hochwertigen Weinen. Hinzu kommen sehr strenge Gesetze, wenn es um die Reinheit des Weines geht. Aromen, Farbstoffe, Zucker – all das ist bei der Weinherstellung in Georgien verboten, so dass die Qualität auf jeden Fall stimmt.“

Auch wenn Teliani-Weine schon bei internationalen Messen wie der deutschen Pro-Wein ausgezeichnet wurden, sind georgische Weine in westeuropäischen Supermarktregalen noch eine Seltenheit. Das liegt nach Ansicht von Georgi Takischwili vor allem daran, dass bislang das Geld für Werbemaßnahmen auf dem europäischen Markt fehlte. Westliche Weinexperten kritisieren zudem, dass bei georgischen Weinen das Preis-Leistungs-Verhältnis noch nicht stimme. Das räumt auch der georgische Wirtschaftsminister Georgi Arveladze ein:

„Das Problem ist, dass vor allem die kleinen Winzer immer noch unwirtschaftich arbeiten. Bei der Weinproduktion haben wir ja folgende Kostensituation: Pro Hektar müssen Sie vier Tonnen Trauben abrechnen, die die Produktion kostet. Führende Weinnationen produzieren heute zwischen 15 und 25 Tonnen Trauben pro Hektar, wir aber nur 6 bis 7. Da bleiben also nur zwei bis drei Tonnen, mit denen Sie Geld verdienen können. Dadurch ist der Preis für die Trauben und den Wein am Ende zu hoch.“

Bei Teliani Valley hat man daher jetzt begonnen, die Anzahl der Reben auf den 200 Hektar Weinbergen aufzustocken. Wenn die Produktion dadurch bei gleich bleibender Qualität steigt, werden sich die Weine auch auf dem europäischen Markt behaupten können, sind sich die Manager des Weinguts sicher.

Außer guter Qualität sind Georgiens Winzer vor allem auf die Vielfalt ihrer Weine stolz. So war die Kaukasus-Region neben kräftigen, trockenen Weinen schon immer auch für ihre lieblichen und edelsüßen Gewächse berühmt. Hinzu kommen exotisch klingende Rebsorten, die in Westeuropa noch weitgehend unbekannt sind, sagt Weinfachmann Georgi Takischwili:

„Wir bauen in Georgien 24 Rebsorten an, die es eben nur hier gibt: Saperawi, Rkazeteli oder Mzwane zum Beispiel. Weintrinker sind ja auch Menschen, die das Neue und Exotische lieben, und genau das können wir dem europäischen Markt bieten. Und dann blicken wir eben auf eine sehr lange Tradition des Weinbaus zurück – 7000 Jahre Erfahrung. Auch das ist sicherlich ein Verkaufsargument.“

Von Christoph Kersting
Quelle: Deutschlandfunk – http://www.dradio.de
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